Palma de Mallorca

KATAMARAN-SEGELN in Mallorca

SaaM-Törn vom 7. bis 14. Juni 2014 in Palma mit Thinius Yachtcharter
auf der Lagoon 380 „Thusnelda“

von Volker Weßels

In der Pfingstwoche haben 8 Saamlinge einen weiteren Erkundungstörn in die große Welt der Segelschifftypen unternommen. Nachdem bereits Monika und ihr Volker u.a. mit Willi, Lienhard und weiteren Seglern einen schönen, wenn auch windarmen Törn auf dem Schiff gemacht hatten, wollten Volker, Michael und Renate, Biggi, Adrian, Oliver sowie Robert und Saskia es ebenfalls genauer wissen. Der Törn war also mit jeder Menge Seemeilenerfahrung, jedoch ohne Kat-Expertise ausgerüstet, weil es leider mit der „Kat-Meisterin“ Monika zeitlich nicht zu kombinieren war. Wir haben in dieser Woche alles gemacht, was mit einem Kat anzustellen ist außer Kentern und Auflaufen. Die Segeleigenschaften sind zwischen 1 und 6 Windstärken viel besser als die Geschichten nicht-wendender Kats vermuten lassen. Mit 7 to, 11 m Länge, 6 m Breite und 1,20 m
Tiefgang ist das Schiff ein Leichtgewicht mit unendlich viel Platz an und unter Deck. Die  Ausstattung ist yachtie-mäßig mit viel weißem Plastik, aber relativ stabil und überwiegend praktisch. Groß und Fock waren mit 85 qm eher unterdimensioniert, reichten aber für Höchstgeschwindigkeit von 9,5 kn mit Raumschots 20-25 kn Wind.

Unter Maschine (2 mit je 18 PS) lässt sich das Schiff sehr gut steuern, mit Seitenwind sind Heckanleger allerdings kniffelig wegen der Seitdrift. Natürlich mussten wir auch eine Mooring in die Schraube fahren, die wir aber auch selbst wieder lösen konnten.

Die Segeltage haben wir gut genutzt, von Palma bis Porto Colom und wieder zurück, 130 sm. Da die Wettervorhersagen ziemlich ungenau waren, sind wir unversehens zweimal mit Wind 5 Bft, in Böen 6, konfrontiert worden. Das Groß hat ein sehr praktisches Ein-Leinen-Reff, das komplett über die Winsch geholt werden kann. Die Rollfock war ebenfalls gut handelbar. Da das Schiff nahezu keine Schräglage hat außer bei Querwellen, mussten wir die Besegelung nach dem Windmesser planen. Der Wendewinkel liegt bei 100 Grad, bei viel Seegang wäre das natürlich schlechter. Das sogenannte „Slamming“, das Anprallen des Wassers von unten gegen das Brückendeck ist anfangs ungewohnt und kann sehr hart sein. Es ist aber bei Kats nur bedingt vermeidbar und entsteht z.T. durch die eigene Bugwelle. Das Schiff „nickt“ in vorlichen Wellen ab und zu ein, dafür gibt es kein Rollen um
die Längsachse. Die Tassen können also mindestens bis Bft 4 einfach auf der Back stehen bleiben.

Bei seitlich einkommender Welle gerät das Schiff in Schieflage, die dann von 0 auf ca. 10 Grad ansteigt und nach dem Durchlauf der Welle unter den Rümpfen wieder auf 0 zurück geht. Die vieldiskutierte Gefahr des Kenterns durch Übertakelung und steiler Querwelle ist unter normalen Seeverhältnissen nahezu ausgeschlossen. Reffen ist wie überall das Gebot der Vorsicht, das Schiff ist eher untertakelt und eine so große und steile Welle, die das Schiff durch ihre Neigung plus Wind zum Kentern bringen könnte, ist nicht wahrscheinlich, falls man nicht mit Bft 8 auf hoher See hart am Wind laufen will.

Ankern ist ein weiteres Vergnügen, weil wir mit dem geringen Tiefgang in der Cala Pi an fünf, sechs Yachten vorbei bis nahezu an Land fahren konnten um uns dort fern vom Schwell des Buchteingangs in Ruhe vor Anker und Heckleine zu legen. Ein zweites Ankermanöver in Cala Mondrago haben wir perfektioniert mit zwei Heckleinen undHeckanker, so dass wir auch in dieser Bucht sicher gelegen haben. Der Danforth-Heckanker mit Bleileinenvorlauf war sehr zuverlässig. Das Aluboden-Dinghy kann mehr als bequem von den Davits ins Wasser gelassen werden und steht dennoch nicht über
den Heckspiegel der beiden Rümpfe nach achtern über.

Unser Fazit: Mallorca ist immer einen Törn wert, wir haben noch lange nicht alle Calas gesehen. Der Schiffstyp Katamaran hat mir, Volker, sehr gut gefallen. Den etwas „maritimer“ eingestellten Seglern hat es auch gefallen, sie freuen sich aber auch wieder einen Monohull. Die Kats sind im Hafen teuer (Yacht x 2), aber man kann einfacher dicht unter Land ankern als mit einer Yacht. Die  Charterausstattung des Schiffs wäre nicht hochseefest, aber für Reviersegeln ist das Schiff sehr gut ausgestattet. Alle Ausrüstungsgegenstände funktionieren, die Sicherheitsmittel sind alle gewartet, der Gesamtzustand der Thusnelda ist sehr gut. Thinius ist als Vercharterer total korrekt und unkompliziert, die Mitarbeiter in Palma sehr hilfsbereit.

Mein Fazit: Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch im nächsten Jahr einen Kat zu segeln, dieses Jahr klappt es im September leider nicht, weil wir dann mit 9 Leuten unterwegs sein werden.