Nach mehr oder weniger gemütlichem, nächtlichen Zwischenhalt in Athen – die eine Hälfte der Crew im Hotel, die andere auf dem Flughafen – sind wir am Sonntag ohne Streiks, Vulkanasche oder sonstiges ganz planmäßig mit dem Inselhopper in Leros angekommen.
Der erste Tag verging dann gemütlich mit Einrichten auf dem Schiff, Marina und Umgebung erkundschaften, Sicherheitseinweisung und gutem Abendessen im etwas verschlafenen Örtchen.
Montag ging es dann nach dem Einkauf eine Insel weiter nach Lipso, wo wir vor der Katsadia-Beach vor Anker lagen.
Am Dienstag war der Hafen von Patmos das Ziel, welchen wir mit schwachen südlichen Winden am Nachmittag erreichten. Der römisch-katholische Anleger an der Pier brauchte so seine Zeit und führte zu vielfältigen verbalen Hilfestellungen von der Landseite aus. Nach erfolgreichem Festmachen, dauerte es nicht lange und alle Plätze an der Pier waren belegt. Glück gehabt.
Patmos
Den nächsten Tag hatten wir für Inselerkundungen reserviert. Vor allem das berühmte Kloster wollte besichtig werden. Also rauf mit dem Taxi, Kloster und großartige Aussicht genießen und zu Fuß wieder runter. Die Grotte, in der der Evangelist Johannes die Apokalypse niedergeschrieben haben soll, war leider schon zu. Aber man wundert sich schon, wie der gute Mann an so einem idyllischen Ort derartig düstere Visionen haben konnte.
Für Donnerstag waren dann erst mal Exerzitien im Rückwärtsfahren angesagt. Willi und Matthias quirlten gut anderthalb Stunden lang im Hafenbecken von Patmos herum und übten das rückwärtige Anlegen. Und wie sich später herausstellen sollte, hat sich das auch richtig gelohnt.
Bei weiter schwachen Winden steuerten wir die Stavrou-Bucht im Südwesten von Patmos an. Eine sehr schöne und einsame Bucht, in der wir als einziges Schiff direkt unterhalb eines kleinen Klosters ankerten. Einzig störend war nur dieser Steinbruch rund 200m über uns, der einen unangenehmen Arbeitslärm verbreitete und die halbe Bucht mit feinem Gesteinsmehl beschenkte. Nach Schichtende kehrte dann aber endlich Ruhe ein, die wir mit schönsten Gesängen und Gitarrenspiel lobpreisten.
Donousa
Für den längeren Schlag nach Donousa lichteten wir am Freitag kurz vor’m Morgengrauen um 4 Uhr den Anker und schipperten unter Motor Richtung Kykladen. Die Segel kamen leider an diesem Tag nur kurzzeitig zum Einsatz, da uns der Wind fast gänzlich im Stich ließ.
Die Ankerbucht Ormos Dendron auf Donousa entschädigte dann allerdings für die motorlastige Überfahrt mit einer gemütlichen Taverne direkt am Strand, einem Wrack auf Schnorcheltiefe und einem neuen Spazierweg über die Klippen (mit wunderbarer Aussicht auf Bucht und Schiffchen) hinüber in den donousaischen Hauptort Stavros.
Naxos
Langer Aufenthalt auf Donousa war nicht geplant, weil am Samstag schließlich Lena und der Grandprix d’Eurovision nicht verpasst werden durfte! Also ging es am Morgen – wieder mangels Wind bzw. ungünstigen Windrichtungen unter der mehrmaligen Zuhilfenahme der Maschine – Richtung Naxos City.
Hier zeigte sich im kleinen, engen Hafenbecken des Yachthafens, dass sich die Übungen in Patmos gelohnt hatten. Rein, drehen auf’m Teller, Anker raus, Hintern an die Pier. Fertig.
Und dann sind wir auch noch Grandprix geworden…großartig!
Am nächsten Tag musste uns Karin leider schon wieder verlassen, da sie nur eine Woche gebucht hatte. Wir glücklich in Naxos gebliebenen nutzten den Inseltag, um mit dem Mietwagen eine Kurzstudienreise zu den wichtigsten Höhepunkten dieses Eilandes zu unternehmen. Auf das von einem Bekannten Willis empfohlene Frühstück im „Paradiesgarten“ einer schon etwas in die Tage gekommenen Kräuterhexe verzichteten wir leichten Herzens, nachdem wir das vermeintliche Kochgeschirr erspäht hatten….
Nach einem leichten Brunch mit Griechischen Salat und Tzatziki fuhren wir die landschaftlich reizvolle Küstenstraße entlang ganz in den äußersten Norden zum idyllischen Fischer- und Feriendorf Apollonas. Nebst leckeren Früchten in griechischem Vollfettjoghurt gab es oberhalb Apollonas auch ein über 10m langes unfertiges Standbild Apollos oder Dionysos zu sehen. Da hatten sich die alten Griechen beim Marmorklopfen einfach mal verhauen. Für Delos reichte es nicht mehr und deswegen liegt das Teil heute noch hier. Beeindruckend.
Über das naxonische Zentralgebirge fuhren wir dann durch grüne Täler, über steile Hänge mit tollen Ausblicken über die Insel und das Meer und durch marmorne Bergdörfer gen Süden in das steppenartige Flachland von Naxos zum antiken Tempel der Göttin Demeter.
Paros
Am Montag wechselten wir die Insel und schipperten hinüber nach Paros in den Ormos Naousis und dort in die kleine Bucht A. Ioannou.
Am nächsten Morgen pfiff dann ein Lüftchen mit 4-5 Windstärken eine ordentliche Dünung über die Bucht, so dass wir in Erwartung von Größerem erst einmal die Reffs einlegten.
Nachdem wir die Bucht verlassen und das Kap Korakas passiert hatten, flaute der Wind wieder ab, so dass wir mit gemütlichem Segeln am späten Nachmittag in Paroikia – Paros City – einliefen und an der Außenmole römisch-katholisch festmachten.
Paroikia sieht von der Hafenseite nicht so richtig einladend aus. Läßt man sich aber davon nicht abhalten und begibt sich hinter die erste Häuserzeile, findet man sich in einem charmanten Gewirr von kleinen, romantischen Gassen wieder. Die Kirche aus dem 5. Jahrhundert und das Kastello, welches ein verrückter Venezianer im 13. Jahrhundert aus den verschiedensten antiken Resten zusammengezimmert hat, sind echt sehenswert.
Nach einem reichhaltigen Mahl zwischen unzähligen, nur wenige Wochen alten und herzerweichend schreienden Kätzchen in einem etwas abgelegen Gartenrestaurant, zogen wir uns mit vollen Bäuchen und leerem Geldbeutel auf das Schiff zurück…..für eine sehr, sehr kurze Nacht: Punkt 3 Uhr stellte jemand den Windgenerator auf Stufe 6 und ab sofort war Schluss mit der Nachtruhe. Die Böen bis Stärke 7 zerrten an den Ankerketten und drückten die Schiffe an die Mole. Wir hatten zum Glück genug Kette gesteckt und der Anker saß wie in Beton gegossen. Andere Yachties hatten da schon größere Probleme. Einem wurde das alles zuviel. Beim Ankerlichten zog er einem anderen denselben gleich mit, so dass der mit der Breitseite direkt auf die Mole steuerte (zum Glück ohne großen Schaden). Die meisten anderen versuchten krampfhaft, Ihr Heck von der Mole fernzuhalten.
Irgendwann kam plötzlich eine kleine Yacht aus dem stockfinsteren Ankerfeld der Bucht getrieben, semmelte direkt in den Bug eines Katamarans, verhakte sich mit dem Ruder in dessen Ankerkette und drückte diesen damit auch noch an die Pier. Die hatten auch viel Spaß…..
Um 6 Uhr morgens ging dem Getöse dann die Luft aus und als die Sonne aufging, war der Spuck vorbei und der blaue Himmel tat so, als ob nichts gewesen wäre.
Antiparos
Am Mittwoch segelten wir an der Westküste von Antiparos entlang und um Despotiko (wunderbarer Name) herum in den Ormos Despotikou. Am Strand von Despotiko fand sich nicht nur ein Kirchlein mit großer Terrasse, sondern gleich auch noch das nötige Mobiliar in Form von Tischen und Stühlen, so dass wir kurzerhand unser abendliches Mahl an Land verlegten und bei schönstem Sonnenuntergang mit Blick auf Bucht und Schiff dinierten.
Mit gerefften Segeln fuhren wir am Donnerstag aus der Bucht und segelten mit halbem Wind der Stärke 4-5 und recht ordentlicher Windsee Richtung Irakleia. Endlich ein etwas sportlicherer Segeltag, der in einem Tavernenrundgang in Georgiou auf Irakleia endete.
Naxos
Am Freitag wollten wir uns noch die angeblich neue Marina am südlichen Ende von Naxos in der Bucht Kalanto anschauen. Nun ja, die Marina ist im Prinzip fertig. Pier, Stege, Rampe, Parkplatz, Strom- und Wasseranschlüsse, alles ist da. Aber es fehlen sämtliche Facilities. Na ja, es gibt immerhin eine Kantina…..zumindest hängt dieses Schild über einem Tierschädel an einer halbverfallenen Holzbaracke. Irgendwie jetzt schon ein Lost Place.
Für uns war dieser ruhige Ort aber gerade gut genug, um eine weitere Übungsstunde im Rückwärtsfahren einzulegen. Die Mädels betätigten sich nebenbei ganz pittoresk als Badenixen. Eine steife Brise brachte uns danach nach Paros in die Marmara-Bucht – kaum sechs Seemeilen von Naxos Stadt entfernt.
Am nächsten Morgen fanden wir uns dann in der Nordsee wieder: Regenschauer, tiefhängende dunkle Wolken, graue See, 20 Grad Lufttemperatur. Mit Fließjacke und Ölzeug bewaffnet fuhren wir unter Motor unsere letzten Meilen hinüber nach Naxos Stadt.
Als das Schiff klar zur Übergabe war und wir Oexe und Renate an der Fähre abholten, zeigte sich auch die Sonne mal wieder und so konnten am Abend die alte und die neue Crew zusammen unter freiem Himmel ein adäquates Captain’s Dinner einnehmen.
(C) Matthias Pätzold